Bad Bellingen, Herbst

Gemeindenachricht

Festakt zum Jubiläum 50 Jahre BAD Bellingen



50 Jahre Badtitel: Im Kurhaus wurde beim Festakt anlässlich der Verleihung des Badtitels für die Gemeinde Bellingen am 14. Oktober 1969 an die Entwicklung des Kurortes gedacht und in einer Expertenrunde Perspektiven für deutsche Kurorte allgemein und Bad Bellingen im Besonderen aufgezeigt.
Als Gäste geladen waren Justizminister Guido Wolf, Landrätin Marion Dammann, den Präsidenten des baden-württembergischen Heilbäderverbandes, Fritz Link,  die ehemaligen Bad Bellinger Bürgermeister Eberhard Stotz und Christoph Hoffmann, jetzt Bundestagsabgeordneter,  die Bürgermeister der Nachbargemeinden sowie die Gemeinderäte und alle interessierten Bürger.
 
Bürgermeister Carsten Vogelpohl  lobte die Eigenschaften des Bellinger Thermalwassers – „36 Grad warm, den Blutdruck senkend, Rheumabeschwerden lindernd und mehr – gerade jetzt, im bisher eher regnerischen Oktober, haben wir gemerkt, dass die Therme sehr gut besucht wird“, stellte er fest. Bad Bellingen habe sich im Jahr 1956, als man sich entschied, das Thermalwasser zu nutzen und dann später als Heilbad neu erfunden. Mit der Sanierung  der Therme wolle man solch eine Erneuerung wieder starten, gab der Rathauschef weiter.    „Wer von dem Wind des Wandels, der Veränderung nicht umgeweht werden will, der muss auch seine Wurzeln kennen“, meinte er in Anspielung auf das Lied „Wind of Change“ der Scorpions im Jahr des Mauerfalls 1989 und im Hinblick  auf die Geschichte des Kurorts.
Guido Wolf berichtete, dass er  schon mehrmals in den Kurort gekommen sei, meistens mit einer Förderzusage, die er diesmal aber nicht im Gepäck habe – das sorgte für Gelächter.  3,7 Millionen Euro habe das Land bisher an das Bad an Unterstützung geleistet, eine Million Euro davon 2015 für eine weitere Quellbohrung für die Quelle V ,  die nun zu Ehren des ersten Badearztes Dieter Hoffmann,, „Dieter-Quelle“ heißt.  Wolf versprach die wohlwollende Prüfung neuer Anträge“ – und hatte hier die angekündigte Erneuerung und den Ausbau der Therme im Blick.  Dass ein Kurort zum Heilbad ernannt werde, sei „Bundesliga“ .  Die Akteure unter dem verstorbenen Bürgermeister Markus Ruf hätten den Grundstein  für das Bad gelegt und ihre Chancen erkannt , 40 Jahre nach dem Neubau des Thermengebäudes  ist nun wieder Erneuerungswillezupackender Kommunalpolitiker  gefragt, stellte er fest. 
 


Eberhard Stotz erinnerte an den Mut von Markus Ruf und seines Gemeinderates, Heilwasser wirtschaftlich zu nutzen und damit das vorher arme Bad Bellingen nach vorne zu bringen.  Stotz hob auch die Leistung des Mediziners Dieter Hoffmann hervor, der sich wissenschaftlich in das Thema „Heilwasser“ eingearbeitet hatte, sich zum Badearzt weiterbildete und die entscheidenden Voraussetzungen heilkundlicher Art für die Verleihung des Badtitels lieferte.  „Hoffmann war mein Heilbadgewissen“, bekannte Stotz.  Mit der Vergrößerung der Gemeinde und dem Zustrom an neuen Einwohnern und vor allem Gästen, fiel an Stotz und den Gemeinderat die Aufgabe, die Infrastruktur  samt Thermen auszubauen. Vor den Gesundheitsreformen hatte der Kurort über 300 000 , teilweise über 400 000 Gäste.  Im Oktober 1979 wurde das neue Bad eingeweiht, das mit 11 Millionen Mark die größte Investition in die Heilbadgeschichte gewesen war.   Heute, so Stotz, stehe der Kurort vor neuen Herausforderungen. „Die Gäste kommen aber bleiben nicht mehr so lang, der Schwerpunkt sich  hin zu Wellness und Prävention, wieder ist Umdenken geragt“, meinte er.
 
Das fand auch Christoph Hoffmann, der darauf verwies, dass das „Bad fast schon mal insolvent gewesen ist“.  Mit neuen Maßnahmen und Investitionen ins Bad , der Werbung für den Kurort und auch der Ansiedlung etwa des Rewe-Marktes, sowie Attraktionen im Kurpark sei man neue Wege gegangen, erinnerte Hoffmann.  Es sei gelungen, viel Gewerbe anzusiedeln und damit die Einnahmen durch die Gewerbesteuer zu erhöhen, was wieder mehr Finanzspielräume eröffnet habe. Nicht nur als Kurort, sondern auch als Wohnort habe man Bad Bellingen etabliert und damit gute Voraussetzungen für die Zukunft geschaffen , sagte er.
 
Der Musikverein Bad Bellingen , der den Festakt unter Dirigent Andreas Kramer musikalisch begleitete, nutzte übrigens die Gelegenheit zur Eigenwerbung: der Vorsitzende Christoph Dörr ließ die große Zahl 100 auf die Bühne tragen  - denn der Musikverein Bad Bellingen wird 2020 dann hundert Jahre alt. „Wir planen Ende Juni 2020 ein tolles Festwochenende und bis dahin auch jeden Monat eine gute Tat, mit der wir uns im Ort einbringen werden“, kündigte Dörr an.
Text und Bild: Jutta Schütz