Bad Bellingen, Herbst

Gemeindenachricht

Tour de Tim 2022 – Plan B


Plan B, weil verschiedene Orte auf der Strecke alle mit „B“ beginnen. Die Idee dafür kam auf, weil der aus Efringen-Kirchen stammende Schauspieler Samuel Koch, der sich bei „Wetten Dass...?“ 2010 das Genick viermal brach und seitdem im Rollstuhl sitzt, auch „Plan B“ austüfteln musste. Ebenso wie die etwa 80 schwer- und schwerstbehinderten Ukrainischen Flüchtlinge und ihre Angehörigen, die als Bewohner des Marienheims in Bamlach mit ihrer neuen Situation
zurecht kommen und auch „Plan B“ entwickeln müssen. Die
Flüchtlinge wurden seinerzeit von den Eltern von Samuel Koch
nach Bamlach geholt und werden seitdem von ihnen betreut. Daher sind sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen, weil leider viele Dinge, die den meisten Mitbürgern als selbstverständlich erscheinen, in der gegebenen Situation nicht einfach zu erreichen sind und mitunter an der Kostenträgerschaft scheitert. Und genau dafür ist die Spendenaktion des radelnden Biologen Tim Wessel gut. Er
spendet für jeden gefahrenen Kilometer einen bestimmten Geldbetrag an Samuel Koch und Freunde e.V.. Diese Spende wird von seinem Arbeitgeber noch einmal oben drauf gelegt und auch Kollegen aus derselben Firma können sich an der Spendenaktion (sogenanntes „fundraising“) beteiligen. Auch deren Spenden werden verdoppelt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, auch weiterhin direkt auf das Konto von Samuel Koch und Freunde e.V. (IBAN DE49 6835 1865 0108 6064 27, BIC SOLADES1MGL) zu spenden. So haben sich auch weitere Menschen und Institutionen gefunden, die die Aktion unterstützenswert finden, z.B. die Volksbank Breisgau-Markgräflerland, Gemeinderat Wolfgang Müller und weitere Freunde und Bekannte.
Auf der Tour boten sich verschiedene kleinere und größere Hindernisse und Abenteuer. Ein Platten in Fulda war noch das normalste aller Vorkommnisse. Das Wetter war während der gesamten Tour recht warm. Temperaturen von 36°C im Schatten in Berlin (während der Brände im Grunewald, die umfahren werden mussten) konnten nur durch ausreichend Fahrtwind und genug Flüssigkeitszufuhr gemeistert werden. Eine Herausforderung war der Typ 1-Diabetes von Tim Wessel. Spannend wurde es, als die Sensoren des Zucker-Meß-Systems, das mit der Insulinpumpe gekoppelt ist und die Blutzuckerregulation gewährleistet, wegen scheinbarer
Hitze-Empfindlichkeit der Sensoren vorzeitig den Dienst versagten und die mitgenommenen Reserven keinen Fehlversuch zuließen.
Dazu kam noch, dass die Blutzucker-Teststreifen, die als Notreserve dienten, wegen der Hitze während mehrerer Tage auf der Fahrt keine verlässlichen Messwerte mehr lieferten. Dank eines gut ausgebauten Netzwerks und ausreichend Flexibilität verschiedener Beteiligter konnten diese Hürden genommen werden.
Zwei Highlights bestanden in dem Treffen mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Ottilie Klein am Reichstagsgebäude sowie dem Auftritt der „Breaklin-Crew“ am Brandenburger Tor. Ein Mitschnitt des Auftritts ist auf dem blog unter https://wessels.blog zu finden (Etappe 10, Beelitz nach Brieselang). Auf dem Blog sind auch Tages-Videos mit Eindrücken von der Tour sowie ein Tour-Tagebuch (das noch vervollständigt wird) zu finden.
Interessant wurde die Tour noch gegen Ende, als sich herausstellte, dass bei zwei der Übernachtungs-Stationen, an die vorab Insulin geschickt wurde, dieses verloren gegangen war. Trotz mitgenommenem Rezept kam es dann auf der vorletzten Etappe zu einer Jagd durch Schleswig-Holstein nach dem benötigten Insulin für die Insulinpumpe, da das momentan bundesweit nicht lieferbar ist. Mit viel Glück und 30 km Umweg konnte noch eine Apotheke aufgetan werden, die noch Lagerbestände hatte. Dank an der Stelle an Frau Dr. Wang-Vöhringer aus Bamlach, die in ihrer Freizeit half, die Herausforderung zu bewältigen.
Im Zielort Böxlund traf Dr. Wessel per Zufall auf den Vize-Bürgermeister Henrik Nielsen, der spontan zum Grillabend einlud und ein paar wissenswerte Details über Böxlund erzählte. Interessanterweise wurden die zweitmeisten Höhenmeter der gesamten Tour (nach der Rhön) in Schleswig-Holstein überwunden. Von wegen flaches Land... Flensburg ist von der Geländestruktur sehr bergig, in etwa vergleichbar mit Lörrach, nur am anderen Ende Deutschlands. Die etwa 19 stündige Rückfahrt mit dem Flixbus (derzeit nahezu die einzige Option, das Fahrrad mitzunehmen), führte von Flensburg über Hamburg, Berlin und Frankfurt nach
Freiburg, also „...quasi dieselbe Route wie die Hinfahrt, nur geringfügig schneller...“.
Ein großer Dank geht auch an die Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker, die als Schirmherrin der Tour agierte und durch regelmäßige Instagram Posts für Unterstützung sorgte sowie zuallererst an Tamara Wessel, die laut Tim Wessel „...vor und während der Tour in kritischen Situationen Gelassenheit und Vertrauen aufbrachte...“.