Bad Bellingen, Herbst

Gemeindenachricht

Finissage und Vernissage im Bädermuseum


Finissage

Wer zu einer Finissage kommt, den zähle ich zu den wirklichen Freunden des Museums. Denn es geht nicht mehr so sehr um die Ausstellung, sondern um die gemeinsame Veranstaltung. Man nimmt Abschied von einem gelungenen Werk und erinnert sich der besonderen Höhepunkte z.B. der 3 Briefmarken, die der Freiwilligen Feuerwehr Bellingen gewidmet sind. Bei den Besuchern, die in den letzten Monaten das Museum besuchten, bemerkte ich ein beinahe ungläubiges Staunen über die Vielfalt der Motive und der Informationen. Und das Schöne heute liegt in dem Umstand, dass es gar nicht um ein eigentliches Ende, um Abschied geht. Die Sonderausstellung geht nicht sang- und klanglos unter, denn sie findet ihre Fortsetzung im Gang des Kurmittelhauses. Dort wird sie wahrscheinlich ähnlich lang zu sehen sein wie im Museum.
Eine eigene Note erhält die heutige Beendigung aber durch die Ankündigung des 3. Teils der Ausstellung „Faszination Wasser auf Kleinformaten“, sprich Briefmarken. Da auch dieser Teil in den bewährten Händen von Herrn Müller liegt, darf ich ihn bitten, uns sein Konzept zu verraten.
Es handelt sich um das Thema „Abenteuer auf Wasser“. Gezeigt wird die Antike Seefahrt mit ihren Ägyptischen Segelschiffen, griechischen Trieren, römischen Galeeren …,  sowie die Entdeckung und Eroberung neuer Welten (Amerika, Australien, Antarktis …). Wikinger, Freibeuter und Piraten machen die Weltmeere unsicher. Es bilden sich Handelsnationen (Portugal, Spanien, England, Niederlande, …) die die Welt unter sich aufteilen und mit der Marine die eigene Schifffahrt schützen.
Genaue Navigationsgeräte (wie Jakobsstab, Kompass, Sextant (=> Astronavigation), genaue Uhren (zur Längengradfeststellung) und markante Seemarken (Leuchttürme wie Koloss von Rhodos, Leuchtturm von Helgoland…) halfen den Seefahrern die Orientierung über große Strecken zu behalten. Winkeltreue Karten (Merkator-Karten), Seefunk (Marconi), Radar, GPS-Navigation u.a.m. haben die Schifffahrt sicher gemacht.
Die globale Handelsseefahrt hat immer größere Schiffe hervorgebracht (Passagierschiffe wie die Titanic (53.147 t), … Symphony of the Seas (228.081 t); Massengutfrachter wie Vale Brasil (400.000 t), Containerschiffe wie OOCL Hong Kong mit 214.000 t (mit 21.500 Container) und Tanker wie FSO Asia (442.000 t). Der Transport riesiger Massen von Gefahrstoffen wie Erdöl ist nicht ganz unproblematisch und hat in der Vergangenheit dramatische Umweltschäden verursacht.
Wolfgang Müller


Wegen der Fülle wird die Ausstellung um 2 Tafeln auf 10 erweitert.
Vernissage


Den Schmerz des Abschieds lindert in hervorragender Weise und erstmalig die Präsentation des 2. Abschnittes der Weinbauraumgestaltung. Sie erinnern sich noch der Sanierung der feuchten Außenmauern mit der Herausnahme aller Objekte in einen Container. Die Gegenstände wurden zwar alle in den Weinbauraum zurückverlegt, sie werden aber nun nach einem dreistufigen Plan thematisch in eine „Geschichte“ integriert. Sie lautet „Das Schicksal einer Wein-beere“. Der Abschnitt 1 behandelte unter dem Stichwort „Vom Knoten zur Beere“ die Entwicklung der Beere und stellt die Arbeit des Winzers heraus. Der 2. Abschnitt befasst sich mit der Umwandlung der Beere m.a.W. „Von der Beere zum Wein“. Der 3. Abschnitt wird den Weg des Weines „Vom Keller zum Konsumenten“ zum Thema haben.
 
Mit der Abgabe der Trauben an der Sammelstelle übernimmt der Küfer das Regiment in der Weinherstellung. Schon die Zubereitung der Maische bedarf der Sorgfalt, denn die Beeren dürfen nicht gequetscht, sondern die Haut nur angeritzt werden. Wenn der ausgepresste Most in die Fässer gefüllt wird, beginnen im Dunkeln der Behälter geheimnisvolle Kräfte mit der Umwandlung des Traubensaftes in Wein. Es ist chemisch nichts anderes als die Zerlegung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure, die Gärung. Doch wie gesagt, sie vollzieht sich eigentlich unsichtbar, wenn auch hör- und spürbar. Durch ein Fass, dessen Vorderseite halb aus Glas besteht, blicken wir auf den im Inneren sich voll-ziehenden Prozess. 5 Textsäulen geben über den Fortgang der Weinherstellung Auskunft.
Als eine conditio sine qua non empfanden wir eine würdige Darstellung der lateinischen Rebordnung, die erstmals die Winzerarbeit auf deutschem Boden regelt. Sie fällt dem in den Weinbauraum Eintretenden sogleich am rechten Holzpfeiler ins Auge. Der lat. Urtext wird flankiert links von der deutschen, rechts von der französischen Übersetzung. Da die Maßnahmen von der Bestellung des Weinbergs bis zur Weinabgabe reichen, steht dieser Pfeiler genau richtig an der Schnittstelle, an der die Arbeit des Winzers in die des Küfers übergeht. An diesem Platz lässt sich die Rebordnung lesen als übergeordnete Überschrift über die Abschnitte 1 und 2. Einen besseren Ort hätte sie nicht finden können.
Ich hoffe sehr, Sie können mit mir übereinstimmen. Greifen Sie zum Glas und lassen sie uns auf das gelungene Werk, das leider noch nicht ganz fertig ist – es fehlt die Beleuchtung und die Glastür - anstoßen. Prosit
Vielleicht vermag diese Einführung einen kleinen Eindruck von Projekt „Von der Beere zum Wein“ vermitteln, ich würde mich freuen.   
Dr. Christhart Heering               
 

Vernissage Weinbau

Der Arbeitskreis zur Umgestaltung der Weinbauabteilung, eingerahmt von Altbürgermeister Stotz und Bürgermeister Dr. Vogelpohl
von links nach rechts: Hans Leber, Hartmut Cobenus, Sonja Leber, Dr. Christhart Heering, Herrmann Schropp, Pia Trösch